Unüberwindbarer Hürdenritt für die „Friends of Art“

„Friends of Art“ bleibt «frei und grenzenlos»

von Bianca und Kate, BK Kreativecke

Das beliebte Kunstevent in Bremen von und für Autist*innen, das im Juni 2013 ehrenamtlich unter der Leitung seiner ehemaligen Mitgründerin und Autismustherapeutin Petra Abt erstmals im Autismus Therapiezentrum (ATZ) Bremen- Buntentor mit Autist*innen aufgezogen und bis zuletzt mit mindestens doch ebenso viel Herzblut von ihrer Nachfolgerin Sophia Kück weitergeführt wurde, liegt nun für ungewisse Zeit auf Eis – ein Zustand, der sich auf mehrere Faktoren zurückführen lässt. Dabei stand diese doch eigentlich kurz vor einem einschneidenden Wandel und wollte in ihrem inzwischen erhöhten Kunstangebot auch räumlich expandieren.

Unter anderem zählten literarische, musikalische und zuletzt auch textile Kunst sowie bildende Kunstrichtungen, wie Bildbearbeitungen, Zeichnungen und (Öl-, Aquarell-, Acryl-,…) Malereien, Collagen und Fotografien zu den präsentierten Werken im Therapiezentrum. Das Angebot, Kunst derart facettenreich und auf diversen Ebenen darzustellen bot demnach mehr und mehr Autist*innen mit unterschiedlichsten Interessen die Möglichkeit, sich zu verwirklichen und zu präsentieren. Geplant war also nicht nur eine erneute Erweiterung des Angebots, um mehr talentierten Künstler*innen aus dem Autismusspektrum dort die Möglichkeit zu geben, auf inzwischen zwei Stockwerken ihre Kunst zu präsentieren, sondern auch die Vergrößerung ihrer äußeren Strukturen. Die Suche nach neuen Ausstellungsräumen. Mit diesem neuen Konzept sollte im Spätherbst 2021, zeitnah um den 10. Jahrestag eurer Kreativecke, bereits die „5. Friends of Art“ an den Start gehen.

Ein Vorhaben, welchem der Umgang mit der Corona-Epidemie ein dickes Ei gelegt hat. Denn die Auswirkungen der Maßnahmen führten bei vielen Beteiligten vermehrt zum Anstieg psychischer Last und Depressionen, Motivationsverlust und Unproduktivität durch die zahlreichen Hürden, die sie die Corona-Schutzverordnung auch für das Eventmanagement mit sich bringt. Und die lassen sich in diesem Fall nicht so einfach umsetzen.

„«Kunst ist frei und grenzenlos», so der Slogan. Das ist der Grundsatz mit dem wir seit jeher für die „Friends of Art“ werben und hinter dem wir als „Team of Art“ voll und ganz stehen. Sowohl im Angebot als auch betreffend den respektvollen Umgang, den wir miteinander pflegen. Demnach wird es auch in Zukunft auf diesem Event keine solch herabwürdigenden Umstände geben. Das heißt im Klartext: Nur ohne Kontaktlisten! Kein Dresscode, also auch keine Masken zum Zwang! Und erst Recht kein Schichtwechsel!“, wie Kate die Bedingungen für eine mögliche Durchführung der Veranstaltung klarmacht, die selbst mit Antriebslosigkeit und immensen psychischen Belastungen als auch Anfeindungen im Pandemiealltag zu kämpfen hat. All das steht der Projektarbeit nach wie vor im Weg. Und dennoch versucht die 33-Jährige im Eventmanagement irgendwie am Ball zu bleiben und trotz ungewissen Kurses auf eine „5. Friends of Art“ hin zu planen. Sie möchte ihren Friends of Art damit Mut machen, um eventuell doch bei diesen ein klein wenig die Vorfreude bereits zu steigern. „Aber uns gibt es noch. Derzeit sind wir dabei, blind einfach ins Blaue zu planen und sobald es wieder uneingeschränkt möglich ist, mit euch allen gemeinsam in ein künstlerisches Abenteuer aufzubrechen, das sich mit unserer Ideologie vereinbaren lässt und auch mit jeglicher Form von Beeinträchtigung stressfrei durchführbar ist, sind wir bereit, euch das „Go“ zu geben und können direkt loslegen“, so Kate. Und Bianca (27), die trotz allem optimistisch auf die Zukunft der Veranstaltung blickt, fügt ergänzend hinzu: „Wir machen weiter, auch, wenn es noch Jahre dauern mag, bis wieder eine Ausstellung möglich ist. Unsere Tür ist für alle interessierten autistischen Künstler geöffnet.“

Auch sie musste aufgrund der politischen Maßnahmen und des toxischen Diskurses in den letzten anderthalb Jahren viel durchmachen; neben Jobverlusten und andauernder Arbeitslosigkeit hat sie wie viele andere Menschen mit Beeinträchtigung/en nun noch vermehrt mit Diskriminierungen und Anfeindungen zu kämpfen.

Auch kommt eine virtuelle Ausstellung im Rahmen der „Friends of Art“ für die Beteiligten nicht infrage, auf der noch immer die Interaktion zwischen Künstler*innen und Besucher*innen unerschütterlich im Fokus steht. „Mag Digitalisierung auch ein wichtiges Thema sein und sich für viele Bereiche der Kunst gut eignen, so schließt sie auch andere Kunstformen und Künstler aus bzw. reduziert diese in ihren Möglichkeiten – denn einige Formen können nur ganzheitlich richtig erfasst werden, mit allen Sinnen“, so Bianca. Und diese Form von technischem Fortschritt ist hier fehl am Platz, wie Kunstkollegin Kate ihrerseits noch treffendere Worte dazu findet. „Wir wollen uns doch nicht das kaputt machen, was bei einer Veranstaltung wie dieser so wichtig ist – nämlich die direkte Interaktion zwischen Künstler und Besucher. Die unmittelbare Kommunikation. Die Blicke, der Puls, … All die Reaktionen und das Gefühl, was damit übermittelt wird. Direkt im Augenblick aufeinander einzugehen – miteinander Kunst genießen zu können. Das ist es doch, was den ganzen Kunstgenuss überhaupt erst als solchen ausmacht.“

Und schließlich ziele die Veranstaltung auch darauf ab, all ihren Friends of Art Kunstgenuss zu ermöglichen und nicht sie möglichst vielen von ihnen madig zu machen, die dann fernblieben, weil sie keinen Nerv auf den ganzen Stress haben oder es nicht als sinnvoll erachten würden, sie nur vor einem Bildschirm in reduzierter Form internalisieren zu können.

Tatsache jedenfalls bleibt: Eine „5. Friends of Art“ ist jetzt in Planung! Auch wenn vieles derzeit noch unklar ist. Ob die dann erstmals bereits in neuen Räumlichkeiten oder etwa sich doch nochmal im ATZ Bremen-Buntentor einquartiert und an welchem Termin sie stattfindet. All das werden die nächsten Wochen jetzt zeigen.