Die Bremerhavener Mittwochsreihe in Corona-Zeiten

von Wiebke Teichmann & Anas Nashef

Seit nunmehr fünf Jahren findet in den Bremerhavener Einrichtungen die Mittwochsreihe als interne Fortbildungsveranstaltung für die therapeutischen Fachkräfte statt. Diese Reihe umfasst in der Regel jährlich vier Impulsveranstaltungen zu unterschiedlichen Themen, die von in ihrem Gebiet spezialisierten Kooperationspartner* innen ohne Entgelt vorgetragen werden.

Angesichts der inzwischen seit über einem Jahr vorherrschenden Coronasituation und den damit einhergehenden Beschränkungen, gestaltete sich die Fortführung der Mittwochsreihe als schwierig, so dass teilweise geplante Veranstaltungen abgesagt bzw. verschoben werden mussten. Trotzdem gelang es uns im letzten Jahr drei Veranstaltungen stattfinden zu lassen.
Eine Veranstaltung wurde im ATZ Bremerhaven mit reduzierter Zahl an Teilnehmenden zum Thema Fetales Alkoholsyndrom (FAS) durch die Leiterin der Arche Klinik in Bremerhaven, Dr. Susanne Lindner, abgehalten. Die zwei weiteren Veranstaltungen wurden in Form von Webinaren angeboten: Eine Einführung zur „Medikation in der Kinder- und Jugendpsychiatrie“ von der Leitenden Ärztin der Tagesklinik in Cuxhaven, Dr. Annika Reffken, und eine Veranstaltung zur „Kognitiven Entwicklung im frühkindlichen Alter“ von Frau Dr. Annette Clüver, worüber wir beispielhaft etwas ausführlicher berichten wollen.

Frau Dr. Clüver studierte kognitive Neurowissenschaften an der Brown University in den USA und promovierte an der University of California in San Diego (UCSD) im Bereich der Entwicklungspsychologie zum Thema typische Entwicklung von Lernprozessen und der Gedächtnisfähigkeit bei Säuglingen und Kleinkindern. Daneben arbeitete sie praxisnah für einige Jahre im Bereich der Frühen Hilfen in Osterholz.

Immer wiederkehrend stellt sich im Rahmen unserer therapeutischen Arbeit die Frage: Muss ein Kind die eine oder andere Fähigkeit entwicklungspsychologisch betrachtet schon können oder ist es zu erwarten, dass eine spezielle Entwicklungsstufe noch nicht erreicht wurde? Um dieser wichtigen Frage für eine individuelle und zielgenaue Förderung unserer Klient*innen nachzugehen, hatten wir das Glück, einen Vortrag von Dr. Clüver, die aktuell an der University of Applied Sciences and Medical University in Hamburg lehrt, genießen zu dürfen.

Im Rahmen dieses Vortrages lernten wir neben neuroplastischen Veränderungen in den ersten Lebensjahren etwas über die Entwicklung von Gedächtnisleistungen sowie über die Entwicklung der für unsere Arbeit sehr relevanten Exekutiven Funktionen (Handlungsplanung). Wir erhielten Erkenntnisse zu entwicklungspsychologischen Forschungsergebnissen wie zum Beispiel, dass neuroplastische Veränderungen eine Grundlage für Verbesserungen in den kognitiven Fähigkeiten der frühen Kindheit darstellen, dass Gedächtnisleistungen bereits vorgeburtlich entwickelt werden und dass exekutive Funktionen ein Fundament für die Aufmerksamkeits- und Handlungssteuerung darstellen. Daneben erhielten wir praktische Tipps u. a. zu geeigneten Testverfahren zur Untersuchung der Exekutiven Funktionen bei unseren Klient*innen wie die „Dimensional Change Card Sorting Task“. Abgerundet wurde die Veranstaltung durch eine offene Frage- und Diskussionsrunde, in der spannende Anregungen für unsere Arbeit diskutiert wurden.

Wir bedanken uns herzlich bei allen Referentinnen für die spannenden und hilfreichen Beiträge und freuen uns auf eine baldige Wiederaufnahme der Mittwochsreihe, hoffentlich ab September diesen Jahres.