Mein Leben in Rio de Janeiro

von Fabian Richters

Ich bin Fabian Richters, bin 17 Jahre alt und mein Hobby ist der Öffentliche Nahverkehr weltweit. Ich besuche derzeit das Berufsbildungswerk. Meine Interessen sind der ÖPNV, Vögel, Zeichnen und Paddeln. Mein Künstlername ist Fabian Gramacho.

Fabian mit seinen Therapeutinnen Katrin Reichel (links) und Misun Kim (rechts)

Ich komme jeden Mittwoch ins ATZ Bremen-Mitte, wo ich dann mit meinen Therapeutinnen Katrin und Larissa Therapie habe. Ich gehe sehr gerne zur Therapie, da alle im ATZ sehr nett und freundlich sind und wir in den Therapiesitzungen immer eine sehr beruhigende, fröhliche und vertrauliche Atmosphäre haben. Jeden Donnerstag treffe ich mich mit Misun im ATZ, wo wir uns mit meinem Projekt „Meine Story – Mein Leben in Rio de Janeiro“ beschäftigen. Misun übersetzt meine geschaffenen Werke auf Koreanisch, da wir Autismus in Südkorea bekannter machen möchten, wir arbeiten gemeinsam mit einer Firma namens Auler, die unser Exemplar auf Koreanisch veröffentlicht.

Meine Story, die ich schreibe, ist ein sehr komplexes Geflecht aus unterschiedlichen spannenden, gefühlvollen und teilweise aggressiven Szenen und stellt mein Leben in Rio da.

Ich lebe in dieser Geschichte in Brasilien, Rio de Janeiro mit zwei sehr guten Freunden in Belford-Roxo, Centro. Meine Mitbewohner heißen Davi und Glôria. Jeden Wochentag muss ich zu meiner Berufsschule in den Süden von Rio zum Bezirk Botafogo, wo ich täglich den Nahverkehr nutze. Jeden Tag erlebe ich Sachen, die mich freuen, ärgern oder traurig machen, zum Beispiel extrem volle Züge, die mich glücklich machen, extreme Verspätungen, nervige Personen oder heftige Hitze, was mich ärgert, aber sonst ist es sehr angenehm und spaßig, mit dem Nahverkehr unterwegs zu sein. In einem Szenario setzte sich eine merkwürdige Dame neben mich, die durchgehend am Käseessen war und mit ihrem Käse sprach und sich extrem breit machte. Der Gestank breitete sich durch die Metro aus. Ich sprach zu ihr, dass sie das lassen sollte, da es sehr nervt und unangenehm ist. Sie stand auf und drehte völlig durch, rannte durch den Wagen und schrie: „Esst mehr Käse“ und „bleibt geschmeidig“.

Ich habe in der Story auch einen Freund aus dem Stadtteil Rocinha, Rios größter Favela. Er heißt Arthur, wir treffen uns regelmäßig, um Spaziergänge durch Rocinha zu machen und dann besuchen wir noch unsere Patenfamilie, mit denen wir auch schöne Sachen unternehmen. Mit Davi und Glôria unternehme ich auch viel. Auch als ein alter Schulfreund namens Sameer zu Besuch war, haben wir ihm die Stadt Rio gezeigt und vorgestellt. Er lernte alle Seiten dieser Stadt kennen und war begeistert. Selbst wir konnten von diesen Touren einiges an Erfahrungen sammeln. Rio ist zwar eine sehr schöne Stadt, hat aber auch seine schlimmen und schwierigen Seiten sowie eine hohe Kriminalität, die einem das Leben in dieser schönen Stadt nicht leicht macht. Aber mit Davi und Glôria an meiner Seite schaffen wir das, genießen unser Leben und unsere WG.

Das war ein kurzer Einblick in meine Geschichte. Außerdem befasse ich mich auch mit anderen Projekten z. B. mit „New Fabian“, meiner selbst geplanten fiktiven Stadt, wo ich Nahverkehrsnetze erstelle und Fahrzeuge zeichne und ich schreibe an einer zweiten Geschichte über ein Leben in Lima (Peru).

Ich finde es toll, ein Autist zu sein und bin sehr stolz darauf, ein Asperger Autist zu sein. Mit meiner Story „Mein Leben in Rio de Janeiro“, die ich geschaffen habe, möchte ich zeigen, dass Autisten genauso handeln, leben und sich zurechtfinden können. Als Autist denkt man anders, meist sehr kompliziert, aber man findet immer seine Wege zum Ziel. Wir sind zwar nicht so wie die „normalen Leute“, gibt es überhaupt normal? Ich finde nicht. Jeder Mensch ist anders und es gibt keine Norm für Menschen. Menschen sind keine Fahrzeuge!

Das war meine Vorstellung über mich und meine Projekte, tenha um bom dia (einen angenehmen Tag noch)
Fabian Gramacho