Im Blickpunkt

Artur K., einer unserer Klienten in Gröpelingen, berichtet ganz persönlich über seine schulischen Erfahrungen als Asperger-Autist. Wir danken ihm für seine Offenheit und seine inspirierende Reise im deutschen Bildungssystem. 

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Mein Plötzliches Entwicklungsboost

Der Anfang über Mich

Am 4. Januar 2001 wurde ich fehlerhaft geboren. Ich habe eine Diagnose im Autismusspektrum im Sinne eines Asperger-Autismus.
Seit 2016 stabilisiere ich meine Psyche und Gefühle.

Meine persönliche Geschichte bis Heute 

2005 wurde meine Diagnose als Autist bestätigt. Ich fühlte mich seltsam und hatte keine Ahnung was alles ist, wer ich war und bis ich 6 war wusste ich nicht wie man spricht.

2007 als ich in der Grundschule in der Vahr eingeschult wurde, wurde ich in der Kooperationsklasse für beeinträchtigte Schüler im Bereich Wahrnehmung und Entwicklung (W & E) unterrichtet, aber härter gebildet als die anderen W & E – Schülern, weil ich intelligenter beim Lernen bin.

Ich kam mit den W & E Schülern besser zurecht als mit den Regelschülern.

In der 2 bis 3. Klasse wurde ich in ein paar Unterrichtsstunden der Regelklasse unterrichtet.

In der 4. Klasse wurde ich in die Regelklasse für jede Unterrichtsstunden geschickt. Ich konnte mich nicht ruhig verhalten, weil ich die Späße von Regelschülern wie z.B. Scherze, Streiche und harmlose Beleidigungen wohl zu ernst nahm.

2011 als ich in der Oberschule an der Julius-Brecht-Allee eingeschult wurde, bin ich wieder in die Koop-Klasse zurück versetzt worden. Ich musste wieder in paar Stunden der Regelklasse teilnehmen. Ich wurde von den Regelschülern gemobbt, bloß weil ich anders als die Anderen war. Ich war ein Außenseiter und mir wurde unterstellt ein minderwertiger Freak zu sein. Ich hatte immer gedacht, dass ich ein normaler Mensch war und fragte mich, warum die Regelschüler mich nicht akzeptierten.

Ich blieb trotzdem in der Standardklasse und lernte wie Uran. #flacheralsflach

Schon im ersten Halbjahr 2014 wurde diese psychische Unterdrückung gesenkt, denn ich wurde kaum noch mehr gemobbt und freundete mich mit ein paar Regelschülern an.

Im nächsten Halbjahr nach den Sommerferien kam die Diskriminierung an beeinträchtigten Menschen nicht mehr in die Tüte. #ernsthaftjetzt

Währenddessen habe ich endlich kapiert, dass eine psychische Beeinträchtigung nicht als Freak bezeichnet wird und gab zu dass ich nicht normal bin.
Trotzdem bin ich mündig und kann normal gebildet werden.

2016 wurde ich von dem W & E Status in die Regelbeschulung umstatuiert und bin quasi auf mich allein gestellt (ohne Hilfsbegleitung im Unterricht).

Seit dem wurde ich von nun an normal behandelt wie die anderen Menschen.


Meine schulischen Leistungen

Zurück zur Grundschule in der Vahr!

Ich lernte wie gesagt besser als die anderen W & E Schüler.

Ich wurde speziell gebildet indem ich ein paar Stunden in der Regelklasse teilnahm.

Ich wurde immer von W & E Betreuern begleitet und unterstützt.

In der Oberschule an der Julius-Brecht-Allee hatte ich eine steigende Leistung bis jetzt.

Nach der 9. Klasse hatte ich voraussichtlich die Erweiterte Berufsbildungsreife (aka. Erweiterter Hauptschulabschluss) im Zeugnis.

Nach dem 1. Halbjahr der 10. Klasse bekam ich das Zwischenzeugnis, in dem ich den

Mittleren Schulabschluss (MSA) (aka. Realschulabschluss) voraussichtlich habe.

Meine Familie feierte mich und meine Leistung so over 9000! #schnauzedumiest

Ich bewarb mich in 2 Berufsschulen wie die Europaschule Utbremen & das Technische Berufsbildungszentrum für die Berufsausbildung und kümmere mich darum einen Ausbildungsplatz zu finden.

Wenn ich das aktuelle Halbjahr betrachte, kann ich mich nach der Ausbildung an die Fachhochschulreife heran wagen und Jahre danach das Abitur erreichen.

Brain lass mich bloß nicht in Stich! #hörtdasnieaufalder


Ein Dank an das Autismus Therapie Zentrum

Ich bin auf jeden Fall mega dankbar, dass ich bei meiner Entwicklung unterstützt wurde.

Die Therapie half mir mein Ziel im Blick zu behalten und zu akzeptieren dass ich anders bin und bleibe.

Tschüss.
Artur K.                                      

 

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Artur kommt seit 2012 zu mir in die Therapie und es ist eine Freude mit anzusehen, welch große Schritte er in seiner Entwicklung noch immer macht. Der Austausch mit den Lehrkräften war sehr konstruktiv und mit viel Engagement haben wir zusammen gesessen, um für Artur auf allen Ebenen das Beste rauszuholen.
Durch seine eigene Motivation und die enge Zusammenarbeit konnte er als erster Schüler in Bremen vom W&E-Status als Regelschüler umstatuiert werden.
Inzwischen hat er eine Zusage für einen Ausbildungsplatz an der Europaschule als Chemisch-technischer Assistent. 

Silke Ehrenberg, ATZ Gröpelingen