Besuch von Herrn Dr. Joachim Steinbrück, Landesbehindertenbeauftragter der Freien Hansestadt Bremen

Der Landesbehindertenbeauftrage ist der Vertreter für alle Menschen mit Beeinträchtigung in Bremen und stellt das Bindeglied zwischen Betroffenen und Politik dar. Er setzt sich für die Rechte behinderter Menschen ein, beispielsweise bei Gesetzesentwürfen und Maßnahmen wie etwa zur Gebäude- und Straßenplanung. Er leistet Öffentlichkeitsarbeit, hält Vorträge und gibt Stellungnahmen ab. Herr Steinbrück kümmert sich beispielsweise um Themen wie Arbeit für behinderte Menschen, Bildung (Schulen und Universitäten) sowie Migration und Behinderung. Ein wichtiges Thema ist die Inklusion in Schulen sowie die unterstützte Beschäftigung in Betrieben.

Am 25. November 2016 besuchte Herr Steinbrück Autismus Bremen e. V. in der Bahnhofstraße zu einem Gespräch mit Herrn Dr. Buhlert und Frau Arens-Wiebel. Themen waren die Inklusion für Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen in Bremen sowie der Übergang von Schule in Ausbildung und Arbeit, und die Unterstützung bei der Berufstätigkeit. Wir waren uns einig, dass noch viel getan werden muss. Es gibt nicht genügend Schulassistenzen, was dem Fachkräftemangel geschuldet ist. Von der Behörde wird nicht die Begleitung während des gesamten Schulalltags finanziert, sondern es wird lediglich eine begrenzte Anzahl an Stunden zur Verfügung gestellt, die in manchen Fällen nicht ausreicht und zeitlich nicht immer passt.

Die Schulassistenzen wünschen sich dringend mehr Fortbildung und Begleitung in ihrem herausfordernden Arbeitsfeld. Außerdem gibt es mehrere Familien, die zu der Autismustherapie aus ihrem Privatvermögen teilweise erhebliche Zuzahlungen leisten müssen, was für die Betroffenen eine immens große Belastung bedeutet. Dies, weil die Behörde die Autismustherapie nicht als „Hilfe zur Schulbildung“ sehen will (dann wäre das Vermögen der Eltern nicht zu prüfen), sondern als „Teilhabe an der Gesellschaft“. Teilhabe sieht aus unserer Sicht anders aus. Hierzu konnten wir aus unserer Arbeit berichten, dass wir planen, uns hier mit der Bildungsbehörde und dem Sozialgericht fachlich auszutauschen. Wir wollen unbedingt erreichen, dass bezüglich dieser schwierigen rechtlichen Situation ein für unsere Klienten positives Ergebnis erreicht wird.

Für den Bereich Arbeit haben wir unser Jobpatenprojekt, über das Sie sich auf unserer Homepage informieren können. Über die inzwischen intensivierten Kooperationen zwischen dem Integrationsfachdienst und dem Berufsbildungswerk sowie der Agentur für Arbeit hinaus wird Autismus Bremen e. V. in der Zukunft weitere Projekte starten.

Am Schluss des Gesprächs kamen wir auf das Thema „Barrierefreiheit für autistische Menschen“ zu sprechen. Hier ging es nicht um die Beseitigung von Hindernissen wie beispielsweise Stufen, sondern um Hilfen beim Umgang mit Behörden, Vereinfachung von Arztbesuchen, Informationen über Assistenzmöglichkeiten (Schule, Universität, Arbeitsstelle), Gewährung von Nachteilsausgleichen (Schule und Studium). Hier kann noch viel getan werden, da waren wir uns einig. Wir verabschiedeten uns mit dem Vorsatz, weiterhin in Kontakt zu bleiben und uns gemeinsam um die Rechte der Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen zu kümmern.

(von links nach rechts: Dr. Magnus Buhlert und Dr. Joachim Steinbrück)